
Wie es uns gefällt
Theater muss zu Zeiten William Shakespeares und seines unterhaltsamen Stücks „Wie es euch gefällt“ bereits eine wunderbare Magie ausgestrahlt haben. Auch in der Aufführung des Oken-Gymnasiums wird man als Zuschauer in eine eigene Welt entführt und zwar die rund um Rosalind. Sie ist die Tochter einer verbannten Herzogin und verliebt sich auf den ersten Blick in Orlando, einen um sein rechtmäßiges Erbe betrogenen Sohn des Rowland de Boys. Sein bösartiger Bruder Oliver (Jonas Seger) plant Orlando durch eine Wettkampf-Intrige auszuschalten. Zu diesem Zweck präsentiert uns sein unterdrückter Diener Adam (Sascha Konrad) einen kräftigen Wrestler – so der Plan.
Damals wie heute hat das Schauspiel nichts von seiner Faszination verloren. Das Bühnenbild in der einfühlsamen Inszenierung von Helge Schröder, Betty Wilke und Gastregisseur Johannes Schröder ist bewusst sehr einfach gehalten. So fragt man sich vor Beginn der Aufführung noch verwundert, was denn die an Drahtseilen hängenden, langen weißen ‚Würste‘ darstellen sollen. Doch die verwandeln sich durch Verschieben und geschickten Einsatz der Beleuchtung im Kopf des Betrachters wie von Zauberhand in Säulen am Hofe oder gar einen ganzen Ardenner Wald.
In genau jenen wird Rosalind von ihrer Tante Fredericke, der neuen Machthaberin – ebenso wie einst ihre Mutter (Pia Meier) – verbannt. Frederickes Tochter Celia, die beste Freundin Rosalinds, folgt ihr dorthin. Auch hier dürfen wir einer echten Verwandlung beiwohnen, streifen doch fortan Celia als Aliena und Rosalind gar als junger Mann Ganymed durch ihr weiteres Abenteuer.
Zu jeder Minute wird der Zuschauer amüsiert vom Geschehen auf der Bühne gefangen genommen und ist innerlich einfach ‚dabei‘. Man vergisst regelrecht die reale Welt um die Bühne herum. Denn das junge Schauspielervolk der Theater-AG weiß sowohl in alt-englischem Gesang (Roberto Bobita als Edelfräulein) als natürlich auch durch sein Spiel bestens zu überzeugen. Beispielsweise im lustigen Kampfgegner Orlandos, Charles dem Zerstörer, mit einem von Luis Litterst herrlich gespielten russischen Akzent und seinem in bester Wrestling-Manier agierenden Kampf-Conferencier „Le Beau“ Felix Hilger. Auch die neue Machthaberin Fredericke (Emma Goldenfels) wirkt wunderbar herrisch, und Rosalinds Liebhaber Orlando wird herrlich verliebt-romantisch dargeboten von Ilir Kadrija.
Nahezu als zusammenfassenden Erzähler kann man den melancholischen Edelmann Jacques verstehen, der in dem mit feiner Ironie spielenden Jonas Joggerst viele Lacher auf seine Seite zieht. Humorvoll und gleichzeitig intelligent wird auch der Narr Touchstone von Christina Repka interpretiert, der eine Glanzparade hat, als er in frivolen Stegreif-Reimen auf Orlandos an Bäume geheftete Liebesgedichte antworten darf. Um die Angebetete gewinnen zu können, empfiehlt Rosalind in Verkleidung als Ganymed ihrem Orlando, dass er doch mit ihr/ihm über die Anrede „Rosalind“ eine gute Zeit lang das Buhlen üben solle – realistisch wirkende Küsse inbegriffen.
Wunderschön anzusehen ist ebenso das harmonische Zusammenspiel zwischen Rosalind (Sophie Bredow) und ihrer Freundin Celia (Claudia Cieslik), die vom mal fröhlich dargebotenen Rollen- und Geschlechterwechselplan bis hin zu ins Publikum hinein spürbarer Traurigkeit mitzureißen wissen. Auch die ‚Schäfertruppe‘ um Jona Harms, Kristian Köhler und Rosa Kössler agiert sich mit ihren sehnsuchtsvollen Liebes- und Verwirrspielen in die Herzen des Publikums. Die Ablehnung des Schäfers Silvius durch dessen Angebetete Phöbe gipfelt nach einer impulsiv dargebotenen Schimpftirade durch Ganymed darin, dass sich Phöbe nunmehr ebenfalls zu Ganymed hingezogen fühlt. Selbst Orlando droht sich beinahe mehr in Ganymed als in Rosalind zu verlieben. Daher muss Rosalind am Ende durch eine allen angekündigte „Zauberei“ und erworbene Versprechen die aus den Fugen geratene Situation wieder unter Kontrolle bringen.
So bot die Theater-AG des Oken-Gymnasiums in vier Aufführungen allen Zuschauern sehr gute Unterhaltung in bester Spiellaune. Teilweise waren die Rollen doppelt besetzt; in der Hauptrolle der Rosalind glänzte ebenso Katharina Gorcenkova und in der Rolle des Narren belustigte Lennart Kaiser das Publikum. Man fieberte bereitwillig mit den jungen Darstellern mit und erlebte viel Gefühl, bis in die Ränge hinein sprühende Leidenschaft und eben einfach Theater „wie es uns gefällt“.
Stefan Bredow
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