
Rettet Atlantis!
Das Chemietheater des Oken-Gymnasiums begeistert mit einer spektakulären Version der Atlantis-Sage
Atlantis muss gerettet werden! Die vor langer Zeit im Meer versunkene Stadt ist inzwischen mittels einer Kuppel wieder zum bewohnten Ort geworden. Das hätte so bleiben können – wäre da nicht die selbstverliebte Bürgermeisterin (mitreißend komisch gespielt von Lotta Rüber), die sich, überhaupt nicht bescheiden, am liebsten mit „Boss“ ansprechen lässt. Sie hat nämlich durch ein unbedacht durchgeführtes Experiment („Ich habe das Wasser besiegt!“) den Meeresgott Poseidon erzürnt (überzeugend wütend: Kevin Janzen). Er schwört mit Knalleffekt Rache und lässt sein Seeungeheuer auf die Stadt los. Als würde das nicht schon genügen, sprengt die Bürgermeisterin auch noch versehentlich ein Loch in die lebensnotwendige Kuppel. Den Sprengstoff hat sie vom Sprengstoffmeister, der nach eigener Aussage immer etwas Nützliches in der Tasche hat, ansonsten aber ziemlich planlos ist (herrlich: Selina van der Falk). Zwei Bürger aus Atlantis, Calista und Calisto (unerschrocken dargestellt von Elisabeth Kaufmann und Marvin Henkel), machen sich, begleitet vom Postfisch (quietschgelb und beherzt: Leonie Tetzner) auf die Suche nach den rettenden platonischen Körpern. An wen sie sich wenden müssen, haben sie – reichlich verschwommen – von „Apollon Optik“ (mit dem nötigen Durchblick: Jonas Groß) erfahren. Die Götter müssen helfen. Allerdings geben die ihre Schätze – Tetraeder, Hexaeder, Oktaeder, Dodekaeder und Ikosaeder – nicht einfach so her, sondern stellen den jungen Atlantern Herausforderungen. Zeus (ganz die Managerin: Emma Goldenfels), der zwischen zwei Meetings ein wenig Zeit findet, benötigt dringend neue Blitze. Luftikus (erhaben mit blauen Luftballons: Luca Tappe), der vor dem Götterrat vergeblich einen Antrag auf Namensänderung stellt, braucht Hilfe bei der Herstellung eines starken Windes. Gaia (sehr geerdet: Luisa Maurer) stellt eine schier unlösbare Würfelaufgabe und Hephaistos (stark: Robert Senin) braucht unbedingt noch mehr Götterspeise. Die Helden meistern alle Aufgaben souverän und sorgen beim Publikum für ungläubiges Staunen. Da blitzt, kracht und qualmt es, Flüssigkeiten wechseln wie durch Zauberhand ihre Farbe und Konsistenz. Geht mal etwas daneben, wird herrlich schlagfertig und witzig improvisiert. Das Publikum fühlt sich bestens unterhalten – und ist keineswegs nur Zuschauer: Wer es sich gerade noch auf seinem Platz gemütlich gemacht hat, findet sich unversehens als einer der Akteure am Experimentiertisch wieder und geht den Helden zum Beispiel beim Entzünden des Feuers oder bei der Herstellung von grüner Götterspeise – oder sogar Gold – zur Hand. Die Geschichte von Atlantis wird in der Rahmenhandlung von Platon (wunderbar versponnen: Philipp Rist) erzählt. Er ist Stammgast in der Taverne und geht der Wirtin auf die Nerven, weil er sich nie entscheiden kann, was er trinken möchte. Die Wirtin (schlagfertig: Jasmin Lurker) packt all ihre Getränke aus – in diesem Fall also ihre chemischen Substanzen – und sorgt für Abwechslung im Glas. Mit Schlagsahne aus Seekuhmilch kann sie Platon schließlich zufriedenstellen. Dieser freut sich auf seinen Nachruhm – in allen Büchern werde er verewigt sein, prahlt er. Nur blöd, dass sich ein Schreibfehler im nach ihm benannten chemischen Element eingeschlichen hat: Platin …
Die Chemietheater-AG des Oken-Gymnasiums hat ein kurzweiliges Stück geschrieben, mit jeder Menge atemberaubender Experimente gespickt und gekonnt in Szene gesetzt. Im Hintergrund sorgen die Chemielehrer Corinna Heilemann und Marko Käding für die nötige Sicherheit (Schutzbrillen!), die Versuche werden ansonsten aber von den Schülerinnen und Schülern der Klassen 9 und der Jahrgangsstufen 1 und 2 selbstständig und mit spürbarer Begeisterung durchgeführt. Der Chemieraum, mit liebevollen Details in eine Unterwasser-Welt verwandelt, ist zu Recht voll besetzt. Was ist eigentlich aus den Atlantern geworden?, möchte die Wirtin zum Schluss von Platon wissen. „Wenn sie nicht gestorben sind – dann singen sie noch heute …“ Singend und tanzend verabschieden sich die jungen Experimentier-Künstler. Glückwunsch zu einer beeindruckenden Darbietung!
(Ingrid Walter)
Weitere Vorstellungen: Freitag, 19.5. und Mittwoch, 24.5.2017 (19.30 Uhr); Sonntag, 21.5. (16 Uhr).
In der Pause bewirten Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 1.
Mitwirkende: Jonas Groß, Keven Janzen, Robert Senin, Luca Trappe, Luisa Maurer, Emma Goldenfels, Marvin Henkel, Elisabeth Kaufmann, Jasmin Lurker, Leonie Tetzner, Selina van der Valk, Philipp Rist, Lotta Rüber.
Technik, Licht: Philipp Rist, Konrad Neitzel, Jonas Groß, Robert Senin, Kevin Janzen
Regie: Corinna Heilemann und Marko Käding
- Apollon Optik
- Atlantis ist gerettet!
- Beim Kaffeekochen
- Blutuntersuchung
- Das Puzzle ist komplett
- Der Boss
- Der Tiefseewächter und das Feuer
- Die Götter zählen mit
- Durchblick erwünscht
- Eine Schrift wird enträtselt
- Endlich sind Arielles Haare wieder rot
- Freude über die gelöste Aufgabe
- Gaia zaubert den Hexaeder herbei
- Götter unter sich
- Hephaistos braucht Götterspeise
- Kritisch beäugt – die Herstellung von Götterspeise
- Luftikus und der Sprengmeister
- Platon entdeckt den Schreibfehler
- Poseidon mit seinem Ikosaeder
- Weinbrand
- Whow – was für ein Wind!
- Wie blöd. Arielles Haare sind blond
I. Walter