
„Menschenfresser“ Hartmannsweilerkopf
Oken-Geschichtslehrer unterwegs auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges
Südvogesen/Offenburg. Es ging um erstaunlich wenig: Um einen 956 Meter hohen Berg, einen neugierigen Blick ins Rheintal und eine strategisch nicht unbedeutende Eisenbahnlinie. Der Preis dafür war verdammt hoch: ein kahlrasierter und durchlöcherter Berg und knapp 30 000 deutsche und französische Soldaten, die hier im Irrsinn des Krieges gewaltsam ums Leben kamen. Schauplatz des Geschehens war der Hartmannsweilerkopf, eine Bergkuppe in den Südvogesen, um die wegen ihrer exponierten und strategisch günstigen Lage mit Ausblick in die elsässische und Oberrhein-Ebene im Ersten Weltkrieg zwischen Deutschen und Franzosen erbittert gekämpft wurde.
In diesem Jahr darf sich der Hartmannsweilerkopf, im Volksmund wegen seiner blutigen Geschichte auch „Mangeur d´hommes“ (Menschenfresser) oder „Montagne de la Mort“ (Todesberg) genannt, ganz besonderer Aufmerksamkeit erfreuen. Denn am 3. August jährt sich zum 100. Mal der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, Anfang August treffen sich hier der französische Präsident Francois Hollande und der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck, um den Grundstein für ein Museum zu legen, am 13. Juli führt die Tour de France über den Menschenfresserberg und am 4. Juli fährt das Oken-Gymnasium mit zwei Bussen und 120 Schülern auf den Schicksalsberg der Deutschen und Franzosen. Aus diesem Grund waren kürzlich fast alle Geschichtslehrer des Oken-Gymnasiums zu einer internen Fortbildung vor Ort, um die im großen Stil geplante Exkursion vorzubereiten.
Unter Führung von Claude Glasgall, einem Mitglied des Vereins der „Freunde des Hartmannsweilerkopfes“ erwanderten die Offenburger die zahlreichen Schlüsselstellen des umkämpften Berges. Dazu gehörten neben der Nationale Gedenkstätte in Form einer Krypta, auf deren Dach ein gigantischer Sarkophag steht, ein französische Soldatenfriedhof mit 1264 Grabsteinen, jede Menge Bunker und in den Berg getriebene Stollen, Aussichtsplattformen, Gedenkkreuze und Erinnerungssteine und vor allem ein riesiges, verwirrendes Netz von freigelegten oder zugewachsenen Schützengräben in z. T. gut erhaltenem Zustand.
Am Ende der vierstündigen Besichtigung galt der Dank der sichtlich beeindruckten Lehrkräfte Monsieur Glasgall, der bei feuchtkaltem und nebligem Wetter für hilfreiche Orientierung, den nötigen Durchblick und einen kritischen Einblick in das von der Politik in Angriff genommene Vorzeigeprojekt für die deutsch-französische Freundschaft im Jahr 2014 sorgte. Nach getaner Arbeit ging es zur wohlverdienten Stärkung in die Ferme Auberge du Molkenrain auf 1040 Meter Höhe.
Norbert Wickert
- Panoramablick über die Rheinebene
- Schützengraben
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