
KZ Struthof Besuch
Die neunten Klassen des Oken-Gymnasium im NS-Arbeitlager Natzweiler-Struthof:
Erinnerung an ungeheuerliche Grausamkeit und unvorstellbares Leid
Natzweiler-Struthof/Offenburg. Welche schrecklichen Verbrechen es da auf dem Struthof während des Zweiten Weltkrieges gegeben hat, lässt sich nur schwer in Worte fassen: Ungeheuerlich muss damals die Brutalität und Grausamkeit der Täter, unvorstellbar die Todesangst und Verzweiflung der Opfer gewesen sein. Seid Mai 1941 war das NS-Arbeitslager für tausende von unschuldigen Menschen sprichwörtlich die Hölle auf Erden. Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen des Oken-Gymnasiums waren kürzlich im Rahmen der Thementage vor Ort, um sich im dortigen Museum, der Ausstellungsbaracke und beim gemeinsamen Gang über die übersichtlich und gut erhaltene Lageranlage einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Die Konfrontation mit der Geschichte des Ortes brachte die aufmerksamen Okenschüler sichtlich an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit. Was sie erfuhren, war die Geschichte eines jahrelangen Martyriums unschuldig eingesperrter und misshandelter Menschen. Der Struthof, 60 km von Straßburg entfernt, eigentlich bekannt für seine gute Luft, schöne Spaziergänge und weitläufige Skipisten, wurde in den 40-er Jahren für über 50000 unschuldige Opfer aus 31 Ländern zur Hölle auf Erden. Hier wurden junge Männer aus dem Elsass exekutiert, die sich der Einberufung zur Wehrmacht wiedersetzt hatten, hier wurden mehr als 22 000 Häftlinge unschuldig ermordet, hier ließ der SS -Professor August Hirt von der Universität Straßburg in einer eigens errichteten Experimentier-Gaskammer Lagerinsassen als „Versuchskaninchen“ zu pseudo-wissenschaftlichen Experimenten vergasen oder grausam verstümmeln. Dies und noch viel mehr Abscheuliches erfuhren die Schüler beim gemeinsamen Gang über die Lageranlage. Fachkundig informiert wurden sie dabei durch die eigenen Klassenkameraden, die ihre Vorträge tags zuvor gut recherchiert und gründlich vorbereitet hatten.
Den Abschluss eines sehr intensiven und körperlich anstrengenden Ausflugtages bildete die Besichtigung der Feste Kaiser Wilhelm II. In Mutzig, einem beschaulichen Ort auf halbem Weg zwischen Struthof und Straßburg, hatte Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1893 eine gewaltige Festungsanlage bauen lassen, um die Rheinebene gegen französische Angriffe aus dem Süden zu sperren. In der zweieinhalbstündigen Führung durch die sehr gut erhaltene Festungsanlage bekamen die Schüler unter Tage einen interessanten Einblick in den ausgeklügelten Aufbau einer Panzerfestung und den Alltag von 7000 Soldaten, die im Ernstfall für die Verteidigung und den vollständigen Betrieb dieses Prototyps moderner Festungen notwendig waren.
N. Wickert