Schueler

German Doctors am Oken

Armut und Reichtum sind ungerecht verteilt auf der Welt. Welche konkreten Auswirkungen es hat, in Armut geboren zu sein, genauer: im zweitärmsten Land der Welt, das schilderte Sandra Haghir bei ihrem Besuch am Oken-Gymnasium den Achtklässlern im Fach Ethik.

Die Kinderärztin, Mutter von drei Kindern, arbeitet im Offenburger Klinikum – und in ihrer Freizeit für die Hilfsorganisation „German Doctors“. Nach einem Einsatz auf den Philippinen 2016 führte sie ihr Weg zu Beginn dieses Jahres nach Serabu in Sierra Leone. Dort unterstützt die Organisation ein Krankenhaus mit 250 Betten – in einer Region, in der 50 000 Menschen leben. Gerade die Kinderklinik sei öfters doppelt und dreifach belegt, so die Ärztin, denn wegschicken könne man ja schließlich niemanden, der den langen, mitunter mehrstündigen Weg auf sich genommen habe. Dass die medizinische Hilfe oft an einfachen Dingen scheitere, am Fahrgeld für den Bus beispielsweise oder an einem Medikament, das zwar wenig koste, aber einfach nicht verfügbar sei, das sei für sie mit am schwersten zu akzeptieren. Manchmal könne man den Kindern nicht mehr helfen, weil sie zu spät ins Krankenhaus gebracht werden, obwohl ihre Erkrankung prinzipiell heilbar gewesen wäre. In Sierra Leone sterben mehr als 100 von 1000 Kindern vor der Vollendung ihres 5. Lebensjahres. Zum Vergleich: in Deutschland sind es zwei. Unterernährung, Infektionen durch mangelnde Hygiene und vor allem eine sehr aggressive Form der Malaria, deren Auswirkungen ohne medizinische Behandlung zu 100 % tödlich sind, sind die zentralen Ursachen für die hohe Sterberate. In dem afrikanischen Krankenhaus unterstützen die „German Doctors“ das einheimische Personal. Sierra-leonische Ärzte gibt es dort allerdings kaum; das Studium ist zu teuer, der Verdienst minimal. Die Pflegekräfte und Hilfsärzte werden geschult, um so bald wie möglich eigenständig zumindest eine medizinische Basisversorgung sicherstellen zu können.

Was sie von ihren Einsätzen für die „German Doctors“ mitnehme, wollten die gebannt zuhörenden Schülerinnen und Schüler wissen. „Demut und Gelassenheit“, lautet die prompte Antwort Sandra Haghirs. Trotz der unglaublichen Armut, in der die Menschen lebten, und der vielfachen Erfahrung von Leid und Sterben herrsche dort eine beeindruckende Fröhlichkeit. Wieder zurück in Deutschland, sei ihr vor allem die weit verbreitete Unzufriedenheit negativ aufgefallen. Ob sie noch einmal einen Einsatz plane? „Ich kenne nur Wiederholungstäter“, antwortet die Ärztin schmunzelnd. Im Sommer nächsten Jahres möchte sie erneut nach Sierra Leone reisen. Wer einmal erlebt habe, wie ein fast sterbendes Kind nach medizinischer Behandlung einige Tage später wieder lächelnd im Bett liege, der komme vom Drang zu helfen nicht mehr los. „Jeder Mensch hat das Recht auf medizinische Versorgung, egal, wo er geboren ist!“

Nähere Informationen: www.german-doctors.de

I. Walter