
Frederick Tag am Oken
Autoren bleiben am liebsten den ganzen Tag stillsitzen und hassen es, vor die Tür zu gehen? Autoren hatten in der Schule keine Freunde, dafür aber immer gute Noten? Diese möglicherweise weit verbreiteten Vorurteile gegenüber Schriftstellern widerlegte Tobias Elsäßer gründlich.
Der erfolgreiche Jugendbuchautor besuchte das Oken-Gymnasium im Rahmen des Fredrick Tages und las nicht nur aus seinem spannenden Buch „Eden Park – Der neunte Würfel“, sondern gab auch gut gelaunt und locker Einblicke in das Leben als Schriftsteller. Berufswunsch als Jugendlicher: Koch. Dominante Farbe in Aufsätzen: Rot. Schrift und Rechtschreibung: mangelhaft. Nicht verstehen konnte der Jugendliche, dass weder Mitschüler noch Lehrkräfte seine Rechtschreibung übernehmen wollten – war sie doch für ihn logisch und überdies die seiner Mutter. Als Französin schrieb sie deutsche Wörter auf eine sehr eigenwillige Art und Weise. „Tobias, was machst du mit der deutschen Sprache?“, war der resignierte Ausruf der Lehrerin. Später wurde sie für ihn zur Wegbegleiterin in den Beruf des Schriftstellers. Dass man dafür mehr braucht als Grammatik und Rechtschreibung, nämlich Phantasie, Kreativität und jede Menge Ideen, das leuchtete den Sechstklässlern, die gebannt den Erzählungen Elsäßers folgten, auf Anhieb ein. Woher kommen die Ideen? An Anregungen fehlt es dem Autor nicht, bereist er doch die ganze Welt, um Schreibworkshops und Lesungen abzuhalten. Letzte Woche in Südtirol, heute in Offenburg, davor in Hongkong und Südkorea – was er da an Schulen erlebt hat, inspirierte ihn dazu, die Geschichte von Vincent aufzuschreiben, der Hauptfigur aus „Eden Park“. Vincent hat in der hochtechnisierten Welt, in der er lebt, ein echtes Problem: Während seine Familie den Tag vor Bildschirmen verbringt, muss er einen großen Bogen um Fernseher, Computer und Smartphones machen. Der Grund: Er reagiert darauf in hohem Maße allergisch! Passt er nicht auf, wird es für ihn lebensbedrohlich. Dennoch zieht seine Familie ausgerechnet in die modernste Stadt der Welt, in der alle, aber wirklich alle Vorgänge digitalisiert sind und online erledigt werden. Doch schon bald wird klar, dass es nicht nur um Vincents Leben geht, sondern um nichts Geringeres als um den Fortbestand der Welt … Die Welt, in der wir leben, wird zunehmend von digitalen Medien beherrscht – das treibt Tobias Elsäßer um. Wie verändert uns diese Entwicklung? Welche Gefahren sind damit verbunden? Elsäßer möchte eine gute und spannende Geschichte erzählen. Aber er möchte auch sensibilisieren für ein in hohem Maße brisantes Thema. Beides ist ihm gelungen!
Am Oken-Gymnasium ist es seit vielen Jahren schöne Tradition, aus Anlass des landesweiten Lesefestes „Frederick Tag“ einen Jugendbuchautor einzuladen. Dieses ganz besondere Erlebnis für die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen kann nur dank der großzügigen Unterstützung des Freundes- und Förderkreises des Oken-Gymnasiums realisiert werden. Ein herzliches Dankeschön dafür!
I. Walter