Bronze für einen »guten Typen«
Offenburger Tageblatt, 23. August 2016
Am Sonntag gewann Moritz Strosack von der SG Ottenheim/Altenheim mit der Handball-Jugendnationalmannschaft bei der U18-EM in Kroatien die Bronzemedaille. Nach seiner Rückkehr bereitete der TuS Altenheim dem 17-jährigen Linkshänder spontan einen Empfang.
Sein Porträt ziert seit Montag den Ortseingang von Altenheim, und an diesem späten Nachmittag hängen rund 35 junge Handballer an seinen Lippen. Moritz Strosack steht im Foyer der Herbert-Adam-Halle und erzählt von Kroatien. Urlaub hat er dort aber keinen gemacht, sondern Handball gespielt. Und das Reisegepäck war bei der Heimfahrt etwas schwerer. Grund ist die Bronzemedaille, die vor Strosacks Brust baumelt.
Der TuS Altenheim hat nun sein großes Talent zum gebührenden Empfang gebeten. Und Moritz Strosack, noch nicht lange 17 Jahre alt, nimmt die noch jüngeren Sportkollegen mit auf seine wunderbare Reise. Berichtet in launigen Worten von den Spielen gegen Portugal (sechs Tore) und Kroatien (fünf Tore), aber auch von dem gegen Polen, wo er schon früh rausgenommen worden ist. »Ich kann’s verstehen. Ich habe Fehler in der Abwehr gemacht.« Oder weshalb man im Halbfinale an Frankreich gescheitert war. »Wie die Bad Boys bei Olympia. Viel zu hektisch.« Das »kleine« Finale gegen Slowenien wurde dann nach zweimaliger Verlängerun gewonnen. »Vierter will ja keiner werden.«
Küchen-Fernsehstudio
Die Eltern verfolgten den größten Triumph des Sohnes im Spanien-Urlaub, der Rest der Familie sowie die Freunde fieberten zu Hause mit. »Sogar die Küche der Großeltern ist dank Youtube zum Fernsehstudio geworden«, berichtete in seiner Rede Ortsvorsteher Jochen Strosack, gleichzeitig als Onkel »auch der nächste Verwandte hier«.
Zur Feier des Tages am Montag sind auch die Trainer des Talentes da. Michael Schilling, der A-Jugendcoach, zudem Rudi Fritsch, der den jungen Linkshänder ein Stück des Weges begleitet hat. Auch Chris Armbruster ist vorbeigekommen. »Klar ist man da stolz«, sagt der Verbandstrainer des Südbadischen Handball-Verbandes und stellt mit Wehmut fest: »Meistens verlassen uns die Talente ja schon früher.«
Noch die letzten Wochen hat Armbruster mit Strosack Sonderschichten eingelegt. Immer für den Fall, dass es mit der Nominierung noch klappen sollte. Denn noch bei den letzten Länderspielen vor der EM war Strosack nicht im Kader gewesen, doch insgeheim »hatte ich immer noch gehofft«.
Cousin als Vorbild
Elf Jugendländerspiele hat Moritz Strosack mittlerweile bestritten, Vorbild war ihm immer auch sein Cousin. Peter Strosack, Linkshänder wie er, spielt beim Bundesligisten SC DHFK Leipzig, und für den fünf Jahre jüngeren Moritz war es immer Ansporn, »vielleicht selbst mal so weit zu kommen«.
»Zurückhaltend, ruhig, zielstrebig«, charakterisiert Chris Armbruster den jungen Altenheimer und will auch gar keinen Vergleich ziehen. »Mit der Bronzemedaille hat Moritz jetzt zwar etwas, was Peter nicht hat. Aber zu einer Karriere gehört immer auch Glück dazu. Peter hat einen guten Weg eingeschlagen, und auch Moritz hat alle Möglichkeiten.« Auch Charly Jund, der Mister Handball des TuS, will sich nicht festlegen, erinnert stattdessen. »Peter war schon als Jugendlicher in der Südbadenliga der Männer ein Leistungsträger. Das muss Moritz erst noch zeigen.«
Die nächsten Monaten werden so zur Herausforderung. Sportlich wartet auf Moritz Strosack die Doppelbelastung mit Jugend-Bundesliga und Männer-Südbadenliga. »Es wird was Neues sein und härter werden«, macht sich der Rechtsaußen nichts vor. Zudem steht im kommenden Jahr am Oken-Gymnasium Offenburg das Abitur an. Dort ist Strosack im Übrigen in einer Stufe mit Leichtathletik-Supertalent Milo Skupin-Alfa und ließ dieser Tage Sportlehrer Marius Schweickhardt schwärmen: »Beide sind richtig gute Typen und für unsere Schule klasse Aushängeschilder.«
Doch zurück zur Plauderstunde in der Herbert-Adam-Halle. Wie denn das Essen gewesen sei in Kroatien, will Jochen Adam, der Vorstand Handball des TuS, wissen. »Immer gleich«, sagt Strosack trocken. Suppe, Weißbrot, Salat. Immer Kohl-Salat. Die D- und C-Jugendlichen lachen.
Essen bei der Oma
Moritz Strosack ist froh, wieder in der Heimat zu sein. Und solange die Eltern in Urlaub sind, gibt es das Essen bei der Oma. Die wird ihren Enkel wieder aufpäppeln. »Sie wäre schließlich die erste Oma, die nicht kochen kann«, schmunzelt Charly Jund. Und damit die Oma die nächste Zeit etwas entlastet wird, gibt es von Jochen Strosack einen Gutschein.
Auch Bürgermeister-Stellvertreter Peter Heuken reiht sich am Montag in die Schar der Gratulanten ein. »Die Gemeinde ist stolz auf Dich. Du trägst unseren Namen hinaus in die Welt«, sagt er und wendet sich an die C- und D-Jugendlichen. »Jungs, da seht Ihr, was Ihr werden könnt.« Ihr Training danach soll klasse gewesen sein.