Schueler

Abschied Herr Reiner

Offenburger Tageblatt, 29.Juli 2015

„Oken“-Urgestein Heinz Reiner in Ruhestand verabschiedet

Ein Urgestein geht: Der langjährige Mathe- und Physiklehrer Heinz Reiner ist im Kreise seiner Kollegen, einer Vielzahl von Schülern und ehemaligen Weggefährten nach 35 Jahren am Okengymnasium in den Ruhestand verabschiedet worden.

36 Jahre Lehrer, davon 35 am Okengymnasium: Diese Zeitspanne, in der der langjährige Physik- und Mathematiklehrer und Abteilungsleiter Heinz Reiner »seine Schule« wesentlich mitprägte, spricht für sich. Getreu seinem Motto »Erst die Schule, dann ich« fand die Verabschiedungsfeier am Ende eines normalen Schultags mit anschließenden Notenkonferenzen statt. »Ich wollte die Kolleginnen und Kollegen am Ende eines arbeitsreichen Schuljahres nicht mit einem zusätzlichen Abendtermin am Wochenende belasten«, sagte der Pensionär in spe in aller Bescheidenheit.

In vielen witzigen und kreativen Beiträgen an diesem Abend wurde deutlich, wen das Oken mit Heinz Reiner verliert. Wie facettenreich sein Tätigkeitsfeld war und mit welcher Einstellung er seinen Dienst versah, machte nicht nur ein »Zeugnis« deutlich, mit dem ihm die aktuellen Oberstufenberater seine bestandene »Pensionärsreifeprüfung« attestierten. Als »Heinz Dampf in allen Gassen« wurde er in einer heiter-ironischen Ballade des Personalratsvorsitzenden Norbert Wickert gewürdigt.

Es wurde das Bild eines von den Schülern hochgeschätzten Lehrers offenbar, dessen Engagement und Organisationstalent, technischer Verstand und Ordnungssinn, absolute Verlässlichkeit und wertkonservative Art allen ein Kompass war. Dass ihm bei all seinem pflichtbewussten Einsatz und seiner ihm eigenen liebevollen Kantigkeit die Förderung der Schulgemeinschaft und einzelner Schüler am Herzen lag, beweisen sein langjähriger Vorsitz im Freundeskreis des Okengymnasiums oder die Organisation zahlreicher Veranstaltungen wie das Schulfest.

Auch sozial engagiert

Heinz Reiner kümmerte sich um soziale Härtefälle, er war Verbindungslehrer und hielt Kontakt zu »Ehemaligen«. Er war als Abteilungsleiter im Schulleitungsteam vor allem für den naturwissenschaftlichen Bereich verantwortlich, organisierte akribisch die Physiksammlung und gestaltete das Fach NWT. Nebenbei rüstete er im Rahmen einer AG das Oken mit Solarmodulen aus. Eine Zeitlang erstellte er den Stundenplan. Als langjähriger Oberstufenberater genoss er das Vertrauen der Schüler. Er koordinierte Studienfahrten und war jahrelang federführend, was die Organisation des Abiturs und die Erstellung der Zeugnisse betraf.

»Et maintenant que vais-je faire – was wird aus mir, was soll nun werden?«, sang er in einer eigenen Version des bekannten Hits von Gilbert Bécaud und verwies nicht ohne Selbstironie auf sich als absoluten »school man«, der seine Zeit nach der Schule noch nicht geplant habe. »Ich mache erst einmal nichts«, so Reiner lakonisch. So recht wollten es ihm die Anwesenden nicht glauben.  »Herr Reiner, Sie hinterlassen eine Lücke, und wir wissen nicht, wie wir diese schließen sollen. Das Oken ohne Sie kann ich mir gar nicht vorstellen«, sagte Schulleiter Stefan Joost in seiner Dankesrede.

Die »Oken-Harmonists«, die »älteste Boygroup Offenburgs«, der Reiner überdies angehört, versuchten den Abend beschwingt-humorvoll ausklingen zu lassen. Musikalisch gelang dies – ohne Zweifel. Jedoch lag für alle spürbar mehr als nur eine gewisse Wehmut in der Luft.
Autor: Frank-Jochen Saam