Schueler
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4.11.2010: „Schüler-Premiere in den Reben“

Badische Zeitung, 4.November 2010

Oken-Gymnasiasten bewirtschafteten einen Weinberg.

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Schüler und Experten des Jugendbegleiter-Programms, rechts Winfried Köninger und Matthias Wolf

OFFENBURG (BZ). Strahlende Gesichter und zwei volle Bütten hochreifer Spätburgunder-Trauben gab es als Krönung und Lohn für die Arbeit, die zwölf Schüler des Oken-Gymnasiums ein ganzes Weinlesejahr leisteten.

Im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms der Landesregierung bearbeiteten die Schüler ganzjährig einen eigenen Weinberg unter der fachlichen Leitung des langjährigen Gutsleiters Winfried Köninger und von „Weinguide“ Gerhard Gleichert (Weinerlebnisführer). Der Rebschnitt im Frühjahr bildete den Auftakt, dem sich das Biegen und Anbinden der Fruchtruten unmittelbar anschloss. Die Sommerarbeiten waren im Wesentlichen geprägt von den Laubarbeiten wie Ausbrechen, Heften, Gipfeln und Entblättern der Traubenzone.

Die Schüler mussten diese Arbeiten von Hand erledigen, obwohl in der üblichen Praxis dies zum Teil auch maschinell durchgeführt werden kann. „Man wird mit der Maßnahme vertrauter, wenn jeder Rebstock zuerst betrachtet und dann einzeln von Hand bearbeitet wird“, so Winfried Köninger, ein Mann mit langjähriger Ausbildererfahrung. Auch das Düngen und die Unkrautbekämpfung wurden von Hand erledigt. Nach Abschluss der Sommerarbeiten waren die Eltern der Schüler Gäste des Weingutes, wo ihnen das Projekt vor Ort gezeigt wurde.

Die Initiatorin und Koordinatorin des Jugendbegleiter Projektes, Andrea Bastian vom Oken-Gymnasium, hat auch immer selbst mit Hand angelegt und konnte als Pädagogin betrachten, wie ihre Schüler mit Begeisterung und schneller Auffassungsgabe diesen praktischen Unterricht erlebten. Sie arbeiteten alle zum ersten Mal in einem Weinberg, niemand war vom Elternhaus „vorbelastet“. Die Schüler hatten sich alle freiwillig für das Projekt gemeldet, in das sie viel Elan und auch erstaunlich viel Begabung einbrachten. Gerhard Gleichert als Projektbetreuer vor Ort hatte die Aufgabe, den Schülern die einzelnen Arbeitsschritte nach entsprechender Einweisung beizubringen und für eine qualitativ gute Ausführung zu sorgen. Es war für ihn als ehemaligen Gewerbeschullehrer ein neues und sehr interessantes Betätigungsfeld.

Unmittelbar nach der Lese stellten die Akteure fest, dass das „Herbsten“ im Vergleich zu vielen anderen Arbeiten im Verlauf des Jahres nicht aufwendiger ist. Sinn des Projektes ist unter anderem auch, sich umfassende Kenntnisse über einen vernünftigen und umweltschonenden Umgang mit Dünge- und Pflanzenschutzmitteln anzueignen. Die biologischen Zusammenhänge zwischen Rebenernährung, Pflanzenschutz und Qualitätsbeeinflussung wurden den Schülern während der praktischen Arbeiten ständig vermittelt.

Die Lese und das Abpressen der Trauben („Trotten“) beendeten den ersten Abschnitt. Es folgt nun der Weinausbau von rund 800 Liter Spätburgunder Rotwein, den die Schüler unter der Leitung von Kellermeister Hanspeter Rieflin mitverfolgen werden, bis irgendwann im kommenden Jahr als weiterer Höhepunkt die Flaschenfüllung erfolgt. Die Flaschen werden ein von den Schülern eigens entworfenes Etikett erhalten. Zu guter Letzt muss dann noch das fertige Produkt verkauft werden – auch das wird ausschließlich in den Händen der Schüler liegen.

Der neue Gutsleiter und Köninger-Nachfolger Matthias Wolf war von der Maßnahme sehr angetan: Fürs kommende Jahr hat er bereits eine Fortführung des Projektes angekündigt – dann eben mit einer neuen Schülergruppe.