Schueler

26.03.2009: „Natur erleben – und schützen“

Badische Zeitung, 26. März 2009

GENGENBACH (ges). Richtigen Anschauungsunterricht hatten 22 Schülerinnen und Schüler in der vergangenen Woche: Die 11 b des Okengymnasiums fuhr in Begleitung ihrer Biologielehrerin Lena Klambeck mit der Ortenau-S-Bahn nach Gengenbach, um dort den Bach genauer zu untersuchen. Angeleitet wurden die Jugendlichen von Angelika Schwarz-Marstaller vom Regierungspräsidium Freiburg. Die Biologin betreut dort das Ökomobil.

Das Freiburger Ökomobil fährt seit 1993 unter dem Motto „Natur erleben, kennen lernen, schützen“ durch den gesamten Regierungsbezirk. Von März bis November kann die bewegliche Einrichtung gebucht werden, die Veranstaltung dauert drei bis vier Stunden. Moderne Technik unterstützt die Möglichkeit, unabhängig von Wind und Wetter heimische Tier- und Pflanzenarten genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ökomobil ist mit sechs kleinen Tischen für 24 Besucher ausgestattet. Zur Verfügung stehen Stereolupen, Ferngläser, Bestimmungsbücher und chemische Schnelltest, Messgeräte für die wichtigsten Verbindungen in Wasser und Boden. Mit der Videoanlage können kleinste Tier gemeinsam beobachtet werden. Auch Papier und Bleistifte, Schreiunterlagen und Sitzmatten für die Arbeit im Freien sind vorhanden.

Da das ganze Jahr Ökologie auf dem Lehrplan stehe, habe es sich angeboten, einen Tag im Freien mit dem Ökomobil zu verbringen, berichtete Lena Klambeck. Die Pädagogin ist davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, den Lernort Schule zu öffnen und den Unterrichtsstoff greifbar zu machen. Es gehe darum, für Umweltaspekte zu sensibilisieren. Das lasse sich am besten an Ort und Stelle umsetzen.

Der besondere Schultag begann für die Gymnasiasten auf dem Parkplatz an der Einachstrasse in Gengenbach. Hier hatte Angelika Schwarz-Marstaller das 7,5 Tonnen schwere Gefährt geparkt. Nach einem kleinen Test in Sachen Teamfähigkeit ging es mit Messbehälter und Geräten an den Bach, um dessen Zustand zu testen. Bestimmt wurden unter anderem PH-Wert, Leitfähigkeit und Sauerstoffgehalt. Mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation erklärte die Fachfrau die neuen EU-Wasserschutzrichtlinien, bei denen nicht nur die reine Wasserqualität berücksichtigt wird, sondern das ganze Umfeld einbezogen ist – Stichwort Renaturierung. Ausgerüstet mit Gummistiefeln, Sieben und Catchern sollte in einem zweiten Schritt „alles, was zappelt“ eingefangen werden. „Bringt aber alles nur einmal mit“, rief Angelika Schwarz-Marstaller den jungen Leuten noch zu. Die machten sich voller Eifer ans Werk und fischten mehr oder weniger erfolgreich allerhand aus dem fünf Grad kalten Gewässer: Libellenlarven und Eintagsfliegenlarven, Erbsenmuscheln und eingewanderte Körbchenmuscheln. Auch Restbestände der kleinen Flussmuschel tauchen in Schwarzwaldbächen immer wieder auf, erzählt Schwarz-Marstaller. An diesem Tag jedoch hielten sich die kleinen Lebewesen versteckt. Dennoch gab es genug zu sichten und zu bestaunen. „Das macht schon Spaß“, versicherte Laura am Ende des Vormittags, bevor es mit dem öffentlichen Nahverkehrszug wieder zurück an die Schule ging. So ein Praxistag sei etwas ganz anderes als Unterricht im Klassenzimmer: „Man bekommt einen viel besseren Blick für die Natur“, sagte die 17-Jährige. Auch Niklas fand es „mal ganz interessant“, nicht nur in der Schule zu sitzen und trockenen Unterrichtsstoff zu bearbeiten. Dem 16-Jährigen gefiel es, dass „unsere Gewässer ziemlich sauber sind“, dass in Deutschland und Europa wieder verstärkt darauf geachtet werde, nicht einfach alles in die Flüsse zu kippen. Die Menschen sollten nicht so egoistisch sein, sondern sich dafür einsetzen, dass es der Natur gut gehe, wünschte sich Niklas. Das Ökomobil hat seine Wirkung nicht verfehlt.