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08.05.2010: „Ganzer Koffer voller Wünsche an Kultusministerin Schick“

Badische Zeitung, 08. Mai 2010

Die neue Kultusministerin Marion Schick besuchte gestern als allererstes Gymnasium das „Oken“ in Offenburg.

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OFFENBURG. Knapp drei Monate ist Baden-Württembergs Kultusministerium Marion Schick im Amt. Einige Schulbesuche hat sie bereits hinter sich, gestern war das erste Gymnasium an der Reihe: Es war das Okengymnasium in Offenburg, von dem sie einen guten Eindruck nach Stuttgart mitnahm, samt einiger Wünsche der Lehrerschaft und von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner.

 

Geld habe sie keines dabei, sagte die Nachfolgerin von Helmut Rau bei ihrem Antrittsbesuch gestern in Offenburg, „davon haben Sie ja genug“ – was bei OB Schreiner einen herzhaften Lacher hervorrief. Etwas mitgebracht habe sie dennoch: die Info, dass „wir alle Anträge auf Ganztagsschulen in Offenburg genehmigen werden“. Die Oberbürgermeisterin bedankte sich bei Kultusministerin Marion Schick – und formulierte wenigstens einen Wunsch: Das Land möge doch, bitte, die Kommunen bei der Finanzierung der Schulsozialarbeit nicht alleine lassen.

 

Offenburg bezahle zwei Drittel der Schulsozialarbeit in der Stadt, der Kreis beteilige sich immerhin zu einem Drittel, das Land aber, ehedem sogar Initiator des Projekts, bleibe fein außen vor: Das dürfe nicht sein. Die Ministerin bestätigte immerhin: „Wir sind in dieser Sache in einen konstruktiven Dialog getreten.“

 

Das blieb gestern bei ihrer zweistündigen Stippvisite am „Oken“ nicht der einzige Wunsch, der aus der kleinen handverlesenen Runde – Lehrer, Eltern, Schüler – ihr gegenüber geäußert wurde. Alle Teilnehmer waren einer Meinung: Am Ergänzungsunterricht dürfen auf keinen Fall Abstriche gemacht werden. Die Schule wäre, zum Beispiel, ohne die Theater-AG um vieles, vieles ärmer, die erzieherischen Erfolge dort könne kein anderer Unterricht bieten, so Schulleiter Manfred Kopp. Und weiter: Eine Schule wie das „Oken“, die auch über ein Sportprofil verfügt, müsse unbedingt auch AG’s vorhalten. Der Ergänzungsunterricht sei auch deshalb wichtig, so Abteilungsleiter Thomas Müller-Teufel, weil er ein pädagogisch sinnvoller Raum ist: Unterricht als „notenfreie Zone“ sei nicht zu unterschätzen. Im Übrigen, so Elternvertreterin Karin Noll-Rüber, würden sich viele Schüler hier, ihren Neigungen entsprechend, besonders engagieren.

 

Ein besonders dickes Wunschpaket brachte die Pädagogin Stephanie Grether vor – wohl wissend, dass ihre Forderungen längst nicht alle neu sind: Klar, wäre eine krasse Senkung des Klassenteilers die teuerste Lösung, „aber sie wäre auch die beste“, um auch die vielfach kritisierte mangelnde Studierfähigkeit vieler Jungen und Mädchen zu verbessern. Eine geringere Schülerzahl pro Klasse führte zu einer „besseren Binnendifferenzierung“, der einzelne Schüler könnte individueller gefördert werden.

 

Das ließe sich auch erreichen, würden die Deputate verringert: Hat ein Lehrer weniger Unterrichtsstunden, könnte er sich „besser vorbereiten“. Stephanie Grether bat zuletzt auch darum, sich im Ministerium und den angeschlossenen Schulbehörden in den Regierungspräsidien verstärkt Gedanken zu machen über „qualifizierte Krankheitsvertretungen: Das dürfen nicht nur Aufpasser, sondern müssen auch Vermittler sein.“

 

Manfred Kopp hatte zuvor seine Schule vorgestellt. Zur Gemeinschaft zählen 80 Lehrer und 890 Schüler, viele mit Migrationshintergrund. Alleine 36 Kinder haben einen ausländischen Pass, viele sind zwar Deutsche, doch die Eltern stammen nicht von hier. Die Schule befinde sich nach langjähriger Sanierungsphase heute in einem „sehr guten Zustand“ , was Kopp gerne mit einem „Dankeschön“ in Richtung Schulträger kommentierte.

 

Was nach Meinung vieler noch besser werden könnte: die „Mensa-Frequenz“. Gerade bei älteren Schülern sei der regelmäßige Besuch der Schulmensa noch keine Selbstverständlichkeit.